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Von Mega zu Giga – der Speichermarkt tritt in eine neue Phase ein
Was der Sprung zu Gigawatt-Speichern bedeutet.
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Aus Mega wird Giga: Die großen Großspeicher kommen
In nur einer Woche kündigten mehrere Firmen sehr große Speicherprojekte an – und setzen damit neue Maßstäbe für den deutschen Markt.
Warum das wichtig ist: Die meisten bisher geplanten und gebauten Speicherprojekte bewegen sich eher im niedrigen dreistelligen Megawatt-Bereich oder darunter. Ecostor mit seinen 300 MW/600 MWh-Systemen baute lange Zeit die größten Anlagen.
Trianel plant mit Partnern einen Großbatteriespeicher mit 900 MW Leistung und 1800 MWh Kapazität (erneuerbareenergien)
Dais und Electric Land kooperieren für den Aufbau von 4000 MW Batteriespeichern in Deutschland (energy-storage.news)
Giga Storage steigt mit Kauf von 1400 Megawattstunden Batteriespeicher in den deutschen Markt ein (pv-magazine)
Was das bedeutet: Der Speichermarkt tritt in eine neue Stufe ein. In den letzten Jahren ging es vor allem darum, überhaupt größere Speicher zu bauen. Dann erlebte der Markt einen Antragsboom; die schiere Zahl möglicher neuer Speicher explodierte. Jetzt werden die Speicher immer größer.
Wie es gerade am Markt aussieht: Neue Zahlen aus dem Enervis-Batteriespeicherindex zeigen, dass seit Beginn der Berechnung vor gut zwei Jahren noch nie so viel Geld mit Speichern verdient werden konnte wie heute. Im Mai 2025 sind die erzielbaren Erlöse auf rund 19.100 Euro pro Megawatt gestiegen – 22 Prozent mehr als im Vorjahr.

Quelle: Enervis
🍏 Was ich denke: Mit größeren Speichern reagieren die Betreiber auf zwei Trends, die eng verflochten sind.
Erstens steigt der Bedarf für Speicherkapazität ab sofort umso mehr je mehr Erneuerbare Deutschland zubaut. Denn inzwischen stellen diese bis zu 60% des Stroms bereit. Das gilt gemeinhin als die Grenze, ab der nur mit Speichern Erneuerbare einen noch größeren Anteil am Energiemix erreichen können. Denn “nachts scheint ja gar keine Sonne”. (Das Zitat stammt von Online-Trollen, die sich nach dieser Feststellung immer für Einstein halten).
Zweitens haben die sinkenden Kosten und steigenden Gewinnaussichten für Speicher einen Wettbewerb um die besten Standorte ausgelöst. Deren Zahl ist begrenzt. Als Planer ist es deswegen sinnvoll, so viele kWh wie möglich pro Anschluss zu bauen. Relativ gesehen können so die Kosten pro kWh sinken, weil Fixkosten etwa für Zufahrtswege oder Planung auf mehr kWh umgelegt werden können.
Trotzdem habe ich bei manchen der aktuellen Meldungen Vorbehalte. Wir sehen bereits bei den kleineren Speichern, dass nicht aus jedem Plan ein Netzanschlussantrag und aus jedem Antrag ein Projekt wird. So könnte es auch bei den Giga-Speichern laufen.
👉️ Steige tiefer ein
Analyse: Batteriespeicher stabilisieren Marktpreise für Fotovoltaik zu Lasten eigener Rentabilität (PV Magazin)
PRO: Wie viele Großspeicher gerade wirklich angefragt wurden (eine Annäherung)
PRO: Anfragentsunami – so viele Batteriespeicher werden wirklich kommen
Neue Lazard-Analyse: Gas wird teuerste Stromquelle in den USA
Die wichtigsten Fakten:
Spitzenlast-Gaskraftwerke sind in den USA jetzt die teuerste Form der Stromerzeugung.
Mit CO₂-Preisen von $40-60/Tonne werden fossile Kraftwerke noch unrealistischer.
Solar und Wind bleiben günstigste Optionen, stoppen aber erstmals ihren Preisverfall.
Der Kontext: Die US-Investmentbank Lazard veröffentlicht einen der wichtigsten Vergleiche der Stromgestehungskosten einzelner Energiearten (PDF). Der Report basiert auf realen US-Projektdaten.
Warum der Report wichtig ist: Lazards LCOE+ Report gilt als Goldstandard für Energiekosten. Er zeigt aktuelle Marktpreise, keine Prognosen.
🍏 Meine Highlights: Zwei Charts finde ich besonders spannend.
Der Chart zeigt die Kosten über die Zeit hinweg. Zum ersten Mal sind Gaskraftwerke, die die Spitzenlast abdecken (“Gaspeaker”) die teuerste Energieform (dunkelblau). Sie laufen weniger und gleichzeitig sind die Kosten für Turbinen explodiert.
Außerdem bemerkenswert: Wind und Solar werden nicht mehr billiger in den USA (hellblau und gelb). Sie haben einen Boden gefunden.

Quelle: Lazard LCOE 2025, PDF, S.14; im Report kannst du besser heranzoomen!
Hier siehst du, wie viel teurer fossile Kraftwerke werden, sobald es eine CO₂-Bepreisung von moderaten $40-60/Tonne gibt (hellblaue Kästchen untere Hälfte).
Gaspeaker können in diesem Szenario die teuerste Energieform sein. Dabei sind $60 für die Tonne CO₂ selbst schon ein langfristig viel zu niedriger Preis. Zum Vergleich: Ein europäisches CO₂-Zertifikat kostet aktuell umgerechnet $82, Tendenz steigend.

Quelle: Lazard LCOE 2025, PDF, S.11; im Report kannst du besser heranzoomen!
👉️ Steige tiefer ein
Wikipedia: “Stromgestehungskosten”
Typische Kritik am Lazard-Report: Bei den Erneuerbaren werde die nötige Backup-Kapazität nicht mitgerechnet, beispielhaft hier vom fossilnahen Think Tank IER, Teil des Netzwerkes der Koch-Brüder
Die guten Links
Deep Dives, die deine Zeit wert sind.
💫 Ich lese viel, ich lese schnell, aber auch ich muss manchmal aufgeben: Ich kann nicht jedes Detail der klimawissenschaftlichen Forschung verfolgen. Ich muss es aber auch nicht. Denn ich habe Zeke Hausfather, der in seinem Newsletter verlässlich die großen Debatten aufgreift. Dieses Mal steht eine viel diskutierte Frage im Mittelpunkt: Erwärmt sich die Erde schneller als erwartet? Knappe Antwort: Ja, einiges deutet darauf hin.
🚜 Landwirte müssen fortan nicht mehr aufzeichnen, wie viel Dünger sie ausbringen. Diese "Stoffstrombilanz" fällt weg. Hier ordnen sechs Experten diese Streichung ein. Ihr Urteil: "Problematisch"!
🤖 KI und Klima – haben wir hier bisher nur aus Energiesicht thematisiert. Aber wie könnte KI bei Klima- und Umweltschutz helfen? Erste Indizien liefern die Projekte, die der Bezos Earth Fund in den USA fördert. Sie sind gerade interessant, weil sie nicht kommerziell sind, z.B. will eine Vogel-NGO KI-gestützte Mikrofone in Lateinamerika aufstellen, um die dortigen Vogelpopulationen zu beobachten. Axios hat mehr Details.
📗 Für die Bookmarks: Wer einen Betrieb hat und überlegt, Speicher zu nutzen, findet hier einen Leitfaden der DIHK.
Die wichtigen News
Nachrichten, über die die Branche gerade spricht.
☀️ Solarenergie
Flexible Solarzelle erreicht Rekordwirkungsgrad (InterestingEngineering)
Französisches Parlament lehnt Moratorium für Photovoltaik- und Windkraftanlagen ab (pv-magazine)
🔋 Batterietechnologie
BASF nimmt Batterierecycling-Anlage zur Herstellung von Schwarzmasse in Schwarzheide in Betrieb (Chemie)
🌬️ Windenergie
Koalition greift überragendes öffentliches Interesse an Windkraft an (Klimareporter)
⚡ Netztechnologien
EWE erhält von EIB bis zu 450 Millionen Euro Kredit für Netzausbau und 1100 Umspannwerke (pv-magazine)
♨️ Geothermie
Europas geothermische Zukunft hängt von offenen geologischen Daten ab, sagen Vermessungsbehörden (EnergyNews)
🧪 Wasserstoff
Deutschland plant, die Förderung für die Nutzung von grünem Wasserstoff in der Industrie bis 2030 um zwei Drittel zu kürzen (HydrogenInsight)
Übermäßige Regulierungen: Deutscher Versorger EWE legt 50-MW-Grünwasserstoffprojekt auf Eis (HydrogenInsight)
⚛️ Atomkraft & Kernfusion
🚗 Mobilität
E-Fuels von Porsche: Warum der grüne Sprit nicht fließt (FAZ)
📈 Markt & Politik
Analyse empfiehlt dynamischen Arbeitspreis beim Netzentgelt für Batteriespeicher (pv-magazine)
Deutschland löscht über 500.000 Tonnen CO₂ (Umweltbundesamt)
Mehr Spielraum für Industriesubventionen (Energiezukunft)
Jobs & Deals
💶 Gebäude-Dekarbonisierung: aedifion, Köln, €20 Millionen in einer Series-A-Runde, angeführt von World Fund. 6 offene Stellen.
💶 Gebäudesanierung: Enter, Berlin, €20 Millionen in einer Series-B-Runde. 1 Praktikumsplatz offen.
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👉️ Für Arbeitnehmer: Diese Liste von Portalen für grüne Jobs hilft beim Suchen.
Der letzte Link
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