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“Greenhushing“ – das ist der Klimatrend, den wir sehen wollen

Dekarbonisieren, aber bitte leise...Psst.

Hi Cleantechie!

Dieser Newsletter hilft dir, die wichtigsten Trends, Forschungsdurchbrüche und Geschäftsmodelle der Branche zu verstehen.

Was heute wichtig ist:

Außerdem: gute Links, die wichtigsten Schlagzeilenund Deals.

Let’s go!

PS Der NL kommt einen Tag zu spät. Ich wollte keine zwei Ausgaben direkt hintereinander schicken, hatte aber vergessen, das am Montag anzukündigen. Sorry!

🍏 Cleantechie Holger sagt: “Das ist wirklich einer der wenigen Newsletter, die ich immer lese. Deswegen zahle ich dafür.“

Danke, Holger! Falls es dir wie ihm geht, hier entlang: 😉 👇️ 

“Greenhushing” – Unternehmen dekarbonisieren im Stillen weiter

Der Economist hat einen neuen Klimatrend in der Unternehmenswelt erkannt.

Nach “Greenwashing” kommt jetzt “Greenhushing”: weniger PR, mehr tatsächliche Dekarbonisierung.

Damit stützt die britische Zeitschrift ihr Argument:

  • Eine PWC-Studie zeigt: Von 4.000 Unternehmen mit Klimazielen reduzierten nur 16% ihre Ziele, 47% behielten sie bei, 37% wurden ambitionierter

  • 67% der Unternehmen mit Zielen sind auf Kurs, sie zu erreichen (3 Prozentpunkte mehr als 2023)

  • Unternehmen wie Microsoft, Google und easyJet verzichten zunehmend auf ineffektive Carbon Offsets

  • Anteil der Firmen mit "Scope 3"-Zielen (Lieferkette + Produktnutzung) stieg von 28% (2022) auf 67% (2024)

  • Der Fokus auf die Ziele ist wichtig. Unternehmen mit Klimazielen reduzierten Emissionsintensität um 8% vs. 3% Unternehmen ohne Ziele. Das zeigt eine Auswertung des Börsen-Index-Anbieters MSCI.

🍏 Was ich denke

Ölkonzern BP verkauft sein Windgeschäft, andere Firmen steigen aus der wichtigen Science Based Targets Initiative aus und Großbanken wie HSBC und Morgan Stanley verlassen die Net-Zero-Banking Alliance. Gleichzeitig beginnt in der Politik die Klima-Konterrevolution. Führende Politiker fordern “Realitätschecks” für Energiewende und Klimaschutz.

Die Zahlen, die der Economist zusammengetragen hat, liefern ihn. Die Dekarbonisierung schreitet voran. Trotz allem.

👉️ Steige tiefer ein

Erstmals stellt ein Unternehmen Tritium für die Kernfusion her

Das britische Unternehmen Astral Systems hat nach eigenen Angaben in diesem Sommer das Wasserstoffisotop Tritium hergestellt. Das Unternehmen nutzte dafür einen neuen Ansatz, in dem es zwei verschiedene Fusionsprozesse kombiniert.

Warum das wichtig ist

Kernfusion gilt als die eine nicht erneuerbare Energiequelle, bei der Brennstoffnachschub kein Problem ist. Das aber stimmt so nicht. Denn bei der vielversprechendsten Methode verschmelzen die Forscher die Wasserstoffisotope Deuterium und Tritium.

Deuterium gibt es wie Sand am Meer, aber Tritium ist selten wie Wasser in der Wüste. Etwa 33 Gramm Deuterium enthält jeder Kubikmeter Meerwasser. Von Tritium gibt es ca. 25 Kilogramm – auf der ganzen Welt. Einzig spezielle kanadische Atomreaktoren stellen es in geringen Mengen als Nebenprodukt her. Viele dieser Reaktoren werden aber bald abgeschaltet.

Die Frage steht im Raum, ob es überhaupt genug Tritium gibt, um die Dutzenden Forschungsprogramme und Prototypen der Kernfusion anzutreiben.

Das Magazin Science illustrierte den zukünftigen Versorgungspfad so: Noch vor 2030 beginnt das Angebot zu sinken, erst langsam, dann immer schneller, wenn der große Forschungsreaktor ITER in Cadarache, Frankreich, seinen Betrieb aufnimmt.

Quelle: Science

🍏 Was ich denke

In der Fusionsforschung müssen so viele Probleme gleichzeitig gelöst werden, dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Drei, vier Fragen haben sich aber als guter erster Maßstab herauskristallisiert:

  1. Wie genau soll das Fusionsplasma erzeugt werden? Falls mit Lasern, gibt es die Laser schon? Falls mit Magneten, wer kann diese Magneten überhaupt bauen?

  2. Wie viel Energie hat der ganze Prozess gebraucht? Wie viel produziert er?

  3. Was ist mit dem Tritium?

Dass es jetzt einem weiteren Labor gelungen ist, Tritium nicht nur am Computer, sondern auch in der Wirklichkeit herzustellen, ist in diesem Sinne ein Meilenstein.

👉️ Steige tiefer ein

Cleantech-Fabrik-Investitionen in den USA: Auf den Biden-Boom folgt das kleine Trump-Debakel

Die USA haben mit ihrem großen Haushaltsgesetz viele Subventionen für saubere Energieprojekte gestrichen. Das macht sich nun deutlich bemerkbar. Von den Kollegen von Canary Media:

Seit Trump Ende Januar sein Amt angetreten hat, haben Unternehmen 26 verschiedene Fabrikprojekte pausiert, abgesagt oder eingestellt, die laut neuen Daten von The Big Green Machine, einem Projekt des Wellesley College, 27,6 Milliarden Dollar an Investitionen und fast 19.000 Arbeitsplätze in Gemeinden in ganz Amerika gebracht hätten.

Dieser Chart visualisiert die gigantische Bremse, die Trump da gerade getreten hat. Grün zeigt alle neuen Investments, Rot alle dieser Investments, die pausiert oder abgeblasen wurden.

🍏 Was ich denke

Trump hat den Inflation Reduction Act (IRA) von Joe Biden aushöhlen lassen. Dieser IRA war das wichtigste Klimagesetz der westlichen Welt, weil er die Wirtschaft der USA auf einen konsequenten Dekarbonisierungspfad setzte. Das hat Folgen für die Klimaschutz-Anstrengungen von uns allen. Einerseits.

Andererseits beziehen sich die Zahlen oben nur auf Fabrikinvestitionen. Biden wollte die USA im großen Stil grün reindustrialisieren. Dieses Vorhaben scheitert gerade, sicher. Aber bedeutet das gleichzeitig, dass auch die Dekarbonisierung scheitert? Mitnichten. Und selbst die Subventionen laufen noch ein paar Jahre weiter.

In drei Jahren wird wieder gewählt.

Die wichtigen News

Nachrichten, über die die Branche gerade spricht.

☀️ Solarenergie

  • TÜV Rheinland führt neuen Standard zur Rückverfolgung von PV-Lieferketten ein (Solarserver)

  • AIKO erreicht 24,6 % Wirkungsgrad mit silberfreien Silizium-Solarzellen (Golem)

🔋 Batterietechnologie

  • EnBW installiert einen der größten Batteriespeicher Deutschlands am Standort Philippsburg (Golem)

  • Großbatteriespeicher von EnBW am Kraftwerksstandort Philippsburg: 400 MW Leistung, 800 MWh Kapazität (Photovoltaik)

  • Studie: Keine Beeinträchtigung der Batterielebensdauer durch bidirektionales Laden von E-Auto-Batterien (pv-magazine)

⚡ Netztechnologien

  • Studie empfiehlt: Elektrolyseure in den Norden, Batteriespeicher in den Süden für optimierte Energiewende (pv-magazine)

🌬️ Windenergie

  • Erstes Fundament für das RWE Nordseecluster (1,6 GW) vor Deutschlands Küste installiert (pv-magazine)

  • Ausbauziel für Offshore-Windenergie in Deutschland wird 2025 deutlich verfehlt (NDR)

  • RWE schließt Mega-Schiffsdeal zur Unterstützung des Offshore-Windausbaus ab (rechargenews)

📈 Markt & Politik

  • Deutschland erhält voraussichtlich EU-Genehmigung für neue wasserstofffähige Gaskraftwerke als Back-up-Lösung (Handelsblatt)

  • Bosch schließt größte Übernahme der Unternehmensgeschichte im Bereich Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik ab (Energie & Management)

Jobs & Deals

💶 Batterietechnologie: NorcSi, Halle (Saale), €10,7 Millionen

👉️ Für Arbeitgeber: Buche eine Stellenanzeige für dein Unternehmen hier.

👉️ Für Arbeitnehmer: Diese Liste von Portalen für grüne Jobs hilft beim Suchen.

Der letzte Link

Haben die Redakteure diese Überschrift erwürfelt, laut gelacht und dann die passende Geschichte gesucht? Möglich. 😉 

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Zwei Dinge:

  1. Wer es nicht gesehen hatte. Am Montag habe ich eine Analyse zum Scheitern der Wasserstoff-Mobilität für PROs verschickt.

  2. Und, ganz kurz:

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👋 Adios in den regenreichen Sommer!

Rico Grimm

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