Diese CO2-Kurve macht, was niemand erwartet

Sie fällt?!

Hi Cleantechie!

Dieser Newsletter zeigt dir die wichtigsten Cleantech-News der Woche in 5 Minuten – und hilft dir, die Trends, Forschungsdurchbrüche und Geschäftsmodelle der Branche wirklich zu verstehen.

Was heute wichtig ist: Die globalen jährlichen CO₂-Emissionen könnten ihren Peak erreichen.

Warum das zählt: Das wäre ein historischer Wendepunkt für Klimaschutz.

Der Text basiert auf meinem Vortrag beim Energiecamp Murau (Video hier).

Let's go!

🍏 Daniel liest diesen Newsletter und ist Cleantech Pro. Ich wollte vor ein paar Wochen von ihm wissen, warum er zahlt.

Er sagte: „Sobald ich etwas regelmäßig lese, bezahle ich dafür. Als der dritte Newsletter von dir kam, habe ich mich gefragt, wo ist denn hier der Abo-Knopf?“

Nun, für alle, die mitlesen: Hier ist der Abo-Knopf 😉 👇️ 

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Der Mann-beißt-Hund-Moment der Klimakrise

Gerade sind neue Zahlen zum CO₂-Gehalt der Atmosphäre erschienen. Sie markieren wieder einmal einen Rekord.

430 ppm sind es nun und wir wissen sicher, dass diese Zahl in den nächsten Jahren steigen wird.

Quelle: NOAA

Die Nachricht war so wenig überraschend, dass sie es kaum auf die Titelseiten der Medien geschafft hat. Auf den großen Plattformen interessierte sie bis auf die üblichen Verdächtigen auch niemanden.

Journalisten sagen: Wenn ein Hund einen Mann beißt, dann ist das keine Nachricht. Aber wenn ein Mann einen Hund beißt, ist es eine.

Vor einiger Zeit stieß ich auf so eine Mann-Beißt-Hund-Story, auf eine CO₂-Statistik, die mich in ihren Bann schlug:

Quelle: Climate Analytics

Diese Grafik basiert auf Rohdaten der Internationalen Energieagentur, die verschiedene Thinktanks ausgewertet haben (Bloomberg NEF, Carbon Brief, Climate Analytics). Sie stammt aus dem Jahr 2023 und zeigt Projektionen.

Sie zeigt, wie viele Treibhausgase die Menschheit jedes Jahr ausstößt, und sie sagt uns, dass uns gerade etwas Großes gelingt.

Wir erreichen irgendwann in diesem Jahrzehnt den Scheitelpunkt der jährlichen Emissionen. 2024 war es leider noch nicht so weit.

Aber das Ziel ist nah: nicht immer mehr, mehr und mehr pro Jahr. Sondern: immer weniger mehr. Der jährliche Ausstoß würde nicht mehr wachsen. Die Klimakrise eskaliert, aber ab dann nicht mehr immer schneller.

Ich sehe eure Skepsis. Ich kenne diese Skepsis. Ist es wirklich ein Fortschritt, wenn die Erde ein paar Jahre später unbewohnbar wird?

Ist das eine gute Nachricht? Nein, ist es nicht. Es ist eine fantastische Nachricht.

Der Kampf gegen die Erderwärmung begann vor ca. 40 Jahren, angeführt von Einzelnen, später von einer ganzen Bewegung getragen.

Jetzt sehen wir zum ersten Mal, dass sich dieser Kampf lohnt.

Für sehr viele Menschen ist Klimaschutz ein sehr wichtiges Thema. Es kann nicht gut sein, die Erde künstlich zu erhitzen. Das ist inzwischen Konsens von rechts bis links.

Aber nur wenige Menschen glauben wirklich daran, dass wir das Problem in den Griff bekommen können. Dieser Pessimismus macht die Menschen lahm und abwehrend. Sie fragen, wie soll das gehen, wie soll diese große Wende je gelingen?

Früher war die Standardantwort darauf: Hoffnung, Zuversicht. Jetzt haben wir etwas viel Besseres: Daten und Beweise!

Die globale Ölnachfrage beginnt wegen vieler Gründe zu sinken.

Quelle: BP

Aber den wichtigsten liefern die Chinesen. Sie kaufen immer weniger Autos mit Verbrennermotoren und immer mehr E-Autos.

Das ist ein globaler Trend. E-Autos erobern die Welt. Völlig egal, welcher Unsinn über diese Technologie erzählt wird. Sie breitet sich rasant aus.

Quelle: Fraunhofer ISI

Die EU kann versuchen das Ende der Verbrennermotoren herauszuschieben. Aber das wird ihr nicht gelingen. Der Diesel und der Benziner sterben aus.

Sie tun das nicht nur, weil wir die Emissionen senken müssen, weil Regierungen das Klima schützen wollen. Sie tun das, weil sich Verbrennermotoren als zunehmend veraltete Technologie herausstellen.

Klimaschutz ist wichtig. Aber inzwischen sehen wir einen neuen Grund, Emissionen einzusparen: Die grünen Technologien sind immer öfter billiger und besser als die alten.

Solarenergie ist an fast allen Orten der Welt inzwischen die billigste Energieform, und sie wird immer billiger. Das zeigt sich in den Ausbaustatistiken.

Die Menschheit übertrifft alle Schätzungen, die renommierte, aber fossilnahe Institutionen wie die Internationale Energieagentur aufgestellt hatten.

Ihre Fehlschätzungen sind inzwischen zu einem Running Gag in der Energiebranche geworden.

Das mal zu sehen, ist sehr eindrucksvoll. Schwarz ist der Ausbau, Gelb sind die Schätzungen.

Quelle: Economist

Nun. Das Standardargument dagegen kenne ich schon: Es gibt doch aber keine Speicher! Das war bis ca. 2020 korrekt. Seitdem wandelt sich die Situation grundlegend.

In Kalifornien sehen wir bereits die Effekte dieser Speicher: Sie liefern immer mehr Leistung. 2024 war ein neues Rekordjahr:

So verdrängen sie immer mehr Gas aus dem Netz. 2024 erzeugten Gaskraftwerke weniger Strom als in den Jahren zuvor:

Für den Speicherboom gibt es zwei Hauptgründe: Die Speicher rechnen sich jetzt plötzlich, weil genügend Erneuerbare im Netz sind.

Batterien sind billig geworden, wirklich extrem billig:

In Kostenschätzungen haben wir den Punkt erreicht, dass ein 100% Erneuerbares-System genauso viel kostet wie ein System, das noch auf Gas- oder Wasserstoffkraftwerke zurückgreifen muss!

Auch das ist neu.

Das Energiesystem ist dabei der Schlüssel für alle anderen Bereiche, in denen wir CO2 vermeiden wollen.

Deswegen sind die Fortschritte hier so wichtig.

Aber drei Einschränkungen sind wichtig:

  1. Trotz der großen Erfolgsmeldungen aus den Bereichen Strom und Verkehr bleibt noch viel zu tun. Landwirtschaft, Gebäude, spezielle sogenannte Prozesswärme in der Industrie, Luftfahrt, Zementherstellung – in diesen Bereichen stehen wir oft erst am Anfang der Dekarbonisierung. Dabei gibt es einige große Brocken. Etwa Methan-Emissionen in der Reis-Landwirtschaft.

  2. Wenn Regierungen ihre eigenen Klimaversprechen einhalten würden; wir würden bei 2,1 Grad Celsius statt bei 2,7 Grad Celsius Erwärmung am Ende des Jahrhunderts landen. Wir sehen also: Regierungen halten ihre Versprechen nicht ein.

  3. Die erwarteten 2,7 Grad Celsius sind immer noch viel. Schon jetzt, bei 1,3 Grad Celsius mehr, erleben wir massenhaftes Korallensterben, um sich greifende Dürren und Überschwemmungen, teilweise kollabiert die Infrastruktur. Jedes Zehntelgrad mehr erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Veränderungen im Klimasystem kommt, die sich nicht mehr zurückdrehen lassen. Ein Beispiel dafür ist das Schmelzen der Antarktis.

Mit den schlimmsten Szenarien müssen wir nicht mehr rechnen. 7 Grad, 8 Grad. Das ist unwahrscheinlich.

Wir sind in den vergangenen Jahren in eine neue Klima-Ära eingetreten, im übertragenen und wortwörtlichen Sinne.

Einerseits erleben wir immer neue Temperaturrekorde. Andererseits sehen wir Fortschritte.

Die Aufgabe für alle Klima- und Umweltschützer ist nun, die Balance zu halten.

Nicht nachzulassen: Es braucht den Druck auf die Politik – damit die guten Technologien eine Chance bekommen.

Aber es gilt eben auch: nicht zu verzweifeln. Denn ein Anfang ist gemacht.

Hast du Anmerkungen? Antworte direkt oder nutze die Kommentarsektion.

Korrektur 11.6.25: Ich habe deutlicher gemacht, dass der CO₂-Peak eine Prognose und bisher nicht eingetreten ist.

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Die wichtigen News

Nachrichten, über die die Branche gerade spricht.

☀️ Solarenergie

  • Studie: Marktwerte für Photovoltaik-Anlagen gehen bis 2028 um mehr als 25 Prozent zurück (PV Magazine)

  • Fraunhofer ISE: Neuer Produktionsweg für Perowskit-Solarzellen (Solarserver)

  • Deutschlands größte PVT-Anlage zur Sondenregeneration geht in Berlin in Betrieb (PV Magazine)

  • Wie Installateure alte Geräte ins Heimenergiemanagementsystem einbinden können (PV Magazine)

  • Strompreise in Frankreich an 90 Prozent der Tage im Mai bei null oder negativ (PV Magazine)

🔋 Batterietechnologie

  • Stadtwerke suchen Anschluss an Zukunftsmarkt Batteriespeicher (ZfK)

  • Batterieforschung: Feststoffbatterien - die Zukunft der Energiespeicherung (Energiezukunft)

  • Batterieentwicklung: Microenvironments für eine nachhaltige Batterieproduktion (Golem)

  • Batterierecycler Accurec aus Krefeld ist auf der Jagd nach Lithium (FAZ)

  • Batteriespeichern droht Ende des marktlichen Hochlaufs (MEGA Monheim)

⚡ Netztechnologien

  • Müssen zusätzliche Maßnahmen ergreifen: Amprion-Experte über stabiles Stromnetz (ZfK)

  • Thinktank fordert staatliche Beteiligung am Netzausbau (Energie und Management)

  • Haushalte könnten ein Drittel der Gasverstromung ersetzen (Energie und Management)

  • Elektroauto: Versuchsstrecke für Laden während der Fahrt eröffnet (Golem)

🧪 Wasserstoff

  • Andritz AG fertigt Technik für Wasserstoff-Produktion (Süddeutsche Zeitung)

  • Neue Perspektiven für grünen Ammoniak (Chemie)

  • Wasserstoff: Afrikanische Importe teurer und riskanter als erwartet (Spiegel)

♻️ Plastik & Recycling

  • Kreislaufwirtschaft kommt in Deutschland nicht voran – diese Länder liegen vorn (FAZ)

  • Neue Methode ermöglicht nachhaltiges Recycling seltener Erden (TechXplore)

  • Wissenschaftler entwickeln lebenden Kunststoff (Futurism)

🔧 Andere Technologien

  • Seltene Erden: Wie man die Rohstoffe ersetzt und was wirklich kritisch ist (Golem)

  • Exportstopp: Mangel an seltenen Erden könnte erste Auswirkungen zeigen (Golem)

  • Unsicherheiten im Genehmigungsregime bremsen die Errichtung von Wärmespeichern (IKEM)

  • Stromleitende Bakterien: Neue Art der Bioelektronik (t3n)

📈 Marktentwicklungen & Politik

  • EU wählt 13 neue kritische Materialprojekte aus, einschließlich Grönland (Reuters)

  • Milliardenpaket für Strom und Wärmenetze: Neuer Entwurf (ZfK)

  • Studie: Klimaschädliche Subventionen hoch wie Klimainvestitionen (EPD)

  • Realitätscheck: Neue Erdgaskraftwerke (Klimareporter)

  • Bedrohungen für Teslas Einnahmen häufen sich an (Axios)

Jobs & Deals

💶 RegTech-Startup Atmen aus München sichert sich 5 Millionen €, angeführt von Project A. 8 offenen Stellen.

💶 PropTech‑Startup Lumoview aus Köln erhält 3 Millionen in einer Seed‑Runde. Das Kölner Startup digitalisiert Gebäude. Keine offenen Stellen.

👉️ Für Arbeitgeber: Buche eine Stellenanzeige für dein Unternehmen hier.

👉️ Für Arbeitnehmer: Diese Liste von Portalen für grüne Jobs hilft beim Suchen.

Der letzte Link

A-ha. Deswegen haben sich E-Autos in Norwegen also durchgesetzt. 

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Rico Grimm

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